Mykologie

Die Welt der Pilze war schon immer ein Faszinosum für mich. Sei es draußen im Wald, auf meinem Teller oder in der Biotechnologie. Hier mal ein paar spannende Fakten: Der größte Pilz der Welt (Dunkler Hallimasch, Armillaria ostoyae) erstreckt sich über eine riesige Fläche von 900ha (Craig L. Et al. 2008) und hat in Nordamerika ganze Wälder zum Absterben gebracht. Ganz nebenbei ist er noch über 2400 Jahre alt und sein Mycel hat die Fähigkeit zur Biolumineszenz. Nicht schlecht was? Es gibt einige Arten der Gattung der Schwefelporlinge (Laetiporus), die gebraten nach Hühnchen schmecken. Zum Beispiel der hier in Deutschland häufig vorkommende gemeine Schwefelporling (https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Schwefelporling.htm). So viele Pilze begleiten uns Menschen im Alltag ohne, dass die meisten davon wissen: über 100 Arten werden zur Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet (F. Bourdichon Et al. 2012). Wenn das nicht mal eine gelungene Symbiose ist! In den letzten Jahren wurden immer wieder Pilze entdeckt, die in der Lage sind Plastik zu zersetzen (Gusse A.C. Et al. 2006). Eine Möglichkeit in Zukunft Kunststoffe besser recyclen zu können? Phylogentisch gesehen sind wir den Pilzen näher verwandt als den Pflanzen (Emma T Et al. 2006). Und obwohl jährlich etwa 1500 neue Arten beschrieben werden, kennen wir mit insgesamt 120.000 Pilzarten nur 2-3% der derzeit geschätzt 2,2 bis 5,1 Millionen Arten (Meredith Blackwell 2011, David L. Hawksworth , Robert Lücking 2016). Bei 216 Spezies konnten bisher psychoaktive Stoffe nachgewiesen werden, mit denen wissenschaftliche Institutionen wie das Heffter Research Institute (https://www.heffter.org/) und MAPS (https://maps.org/) in den USA in den letzten Jahren bahnbrechende Erfolge in der Psilocybin unterstützen Psychotherapie, insbesondere Suchttherapie verzeichnen konnten.

Ich könnte noch so viel mehr über die Kuriositäten des Pilzreichs erzählen aber das würde hier den Rahmen sprengen. Es gibt mich für mich wenig glückserfülltere Momente im Leben als auf einem Spaziergang im Wald einen Büschel Samtfußrüblinge zu finden, die sich quicklebendig gen Sonnenlicht aus dem Stamm winden. Schon habe ich eine Idee im Kopf in welchem Gericht sie abends in der Pfanne brutzeln. Doch Pilze schmecken nicht nur gut und sehen hübsch aus, sondern zählen zu den wichtigsten Begleitern, und größten Feinden der Bäume. Eingesponnen im Netz der Natur übernehmen sie im verborgenen ihren Teil der Aufgabe des Großen Ganzen. In kommensalistischen Beziehungen tasuchen sie Nährstoffe mit den Bäumen aus, helfen bei der Mineralstoff- und Wasseraufnahme und profitieren dafür von den Assimilaten ihrer oberirrdischen Freunde. Nicht immer beruht diese Liebe auf Gegenseitigkeit. So mancher Pilz macht sich ungefragt in Stamm und Ast ein Zuhause und bringt den ein oder anderen Riesen über Jahre zu Fall. Noch bevor das passiert sollten Baumpfleger die Sachlage einschätzen den Baum behandeln oder im schlimmsten Falle fällen. Umso mehr wird hier fachübergreifendes Wissen gebraucht um als Baumpfleger verantwortungsbewusst in die Kreisläufe der Natur einzugreifen.

Ich trete ein für eine mycophilere Gesellschaft! Im folgenden möchte ich aus Liebe und Faszination zum Reich der Pilze einige Bilder von den kleinen und großen Kreaturen die mir beim Spazieren im Wald oder auf Baustellen über den Weg gelaufen sind teilen:

Einzelnachweise:

Craig L. Schmitt, Michael L. Tatum: The Malheur National Forest. Location of the World’s Largest Living Organism. The Humongous Fungus. United States Department of Agriculture. 2008.

David L. Hawksworth , Robert Lücking (2017). Fungal diversity revisited: 2.2 to 3.8 million species. Microbiol Spectrum 5(4):FUNK-0052- 2016. doi:10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016

GusseA.C., MillerP.D.& VolkT.J. . Environ. Sci. Technol., published online doi: 10.1021/es060408h (2006)

Emma T. Steenkamp, Jane Wright, Sandra L. Baldauf: The Protistan Origins of Animals and Fungi. Molecular Biology and Evolution 23 (2006), S. 93–106

F. Bourdichon, S. Casaregola, C. Farrokh, J. C. Frisvad, M. L. Gerds, W. P. Hammes, J. Harnett, G. Huys, S. Laulund, A. Ouwehand, I. B. Powell, J. B. Prajapati, Y. Seto, E. Ter Schure, A. Van Boven, V. Vankerckhoven, A. Zgoda, S. Tuijtelaars, E. B. Hansen: Food fermentations: microorganisms with technological beneficial use. In: International journal of food microbiology. Band 154, Nummer 3, März 2012, ISSN 1879-3460, S. 87–97, doi:10.1016/j.ijfoodmicro.2011.12.030

Meredith Blackwell: The Fungi: 1, 2, 3 … 5.1 million species? In: American Journal of Botany. Band 98, Nr. 3, 2011, S. 426–438, doi:10.3732/ajb.1000298